Düsseldorf liegt am Ufer des Rheins, was einem als Radfahrer die Orientierung in der Stadt immens erleichtert. Aber wie lernt man die Gartenstadt Deutschlands nun am besten kennen? BMX-Profi Adrian Warnken stammt von hier und führt uns in dieser Folge von „Mit dem Rad in der Stadt unterwegs“ durch sein Düsseldorf.
Düsseldorf ist eine Stadt, die sich über die Jahrhunderte hinweg immer weiter gewachsen ist. So besitzt es eine wunderschöne und immer noch sehr lebendige Altstadt, bietet aber gleichzeitig auch moderne Architektur und Gewerbeflächen, die von seiner wirtschaftlichen Bedeutung zeugen. Am Ostufer des Rheins liegt die Altstadt mit ihren geschichtsträchtigen Kopfsteinpflasterstraßen und den jahrhundertealten Gebäuden wie der hoch aufragenden Basilika St. Lambertus, dem Burgplatz und auch dem Geburtshaus von Heinrich Heine. Das Herz der Stadt schlägt auf der westlichen Rheinseite in den modernen, geschäftigen Einkaufsstraßen unter denen die Königsallee wohl die Bekannteste ist.
Der MedienHafen mit seiner spektakulären modernen Architektur liegt im Südwesten der Stadt und zählt zu den jüngsten Gewerbegebieten. Abgesehen davon ist Düsseldorf eine ausgesprochen grüne Stadt. Ungefähr ein Drittel des Stadtgebiets besteht aus Parks, von denen der Hofgarten den Titel als ältester und größter Park beansprucht. Seine von Bäumen gesäumten Wege, die sorgsam gepflegten Gärten und die Teiche bieten nicht nur den dort wild lebenden Tieren einen ruhigen Rückzugsort, sondern auch den Menschen, die sich hier von der Hektik des Stadtlebens erholen können.
Dank der recht flachen Landschaft, den malerischen Radwegen am Rheinufer und den kurzen Entfernungen zwischen den Sehenswürdigkeiten bietet es sich geradezu an, Düsseldorf mit dem Rad zu entdecken. Die Stadt verfügt über ein eigenes Netz von Leihrädern, mit denen Touristen und auch Einheimische die Stadt auf zwei Rädern erkunden können. Über eine App lässt sich ganz einfach eines der 700 Räder von Nextbike ausleihen, einem von Tier finanzierten Unternehmen. Somit hat jeder die Möglichkeit, auf bequeme und unkomplizierte Weise in Düsseldorf mit dem Rad unterwegs zu sein.
Mit Adrian Warnken haben wir einen BMX-Profifahrer an unserer Seite, der heute als Stadtführer agiert, um uns die Stadt zu zeigen, die er wie seine Westentasche kennt. „Ich fahre jeden Tag 45 Minuten quer durch die Stadt zur Arbeit und wieder zurück, denn ich wohne im äußersten Norden von Düsseldorf, in der Nähe des Flughafens. Der liegt knapp außerhalb der Stadt, aber ich bin innerhalb von 15 Minuten in der Stadtmitte und bis zum Fluss brauche ich nur ein paar Minuten.“
Selbst als Fremder findet man sich in Düsseldorf schnell zurecht, denn der Rhein ist ein hervorragender Orientierungspunkt. „Mit dem Rad kann man sich kinderleicht in der Stadt orientieren. Es gibt fünf Brücken, über die man ganz einfach auf die andere Uferseite gelangt“, erzählt Adrian.
Kaum haben wir unsere Tour durch die Stadt begonnen, zeigt sich auch gleich Adrians fahrerisches Können. Obwohl er auf einem E-Bike sitzt, wirkt es, als wäre er mit einem BMX-Rad unterwegs. Entsprechend rasant lässt er Kreuzungen hinter sich und führt uns dann über die ersten Abschnitte des Radwegs. „Früher waren mein Auto und ich kaum zu trennen, aber der Verkehr in Düsseldorf ist die Hölle. Als Kinder machten wir die Gegend immer mit unseren Rädern unsicher und heute ist das Rad wohl die schnellste Möglichkeit, sich innerhalb der Stadt fortzubewegen. Mir fällt einfach kein guter Grund ein, warum ich hier mit dem Auto fahren sollte.“
Unterwegs erhalten wir von Adrian ein paar Infos über die Stadt: „Einige Straßen verlaufen parallel zum Fluss und eigentlich ist hier in der Stadt alles recht gut organisiert. Trotzdem könnte man noch viel mehr tun, um das Radfahren in der Stadt attraktiver zu machen. Ich selbst habe die letzten 20 Jahre praktisch auf meinem BMX-Rad gelebt und fühle mich auf zwei Rädern ziemlich sicher. Aber das geht natürlich nicht jedem so. Ein paar meiner Freunde würden auch gerne mehr mit dem Rad fahren, aber ihrer Ansicht nach gibt es zu wenig Radwege. Früher zumindest, mittlerweile wandelt die Stadt immer mehr Autospuren in Radstreifen um.“
Ein nahezu leerer Radweg, auf dem neben uns nur eine Handvoll anderer Radler unterwegs sind, scheint das zu bestätigen. „Um mehr Platz für Radwege zu schaffen, wird der Autoverkehr zurückgedrängt. Das macht Autofahrern das Leben schwer und führt zu noch mehr Staus, was für sie eigentlich ein Anreiz sein sollte, auf das Rad umzusteigen. Vor allem da sie sehen, dass ich sie mit dem Rad problemlos überhole!“ Doch leider tun sich viele Menschen immer noch schwer, auf das Auto zu verzichten. „Manche Fahrer werfen sie mir eher wütende Blicke zu, weil sie im Stau feststecken. Dabei ist es ja nicht meine Schuld, dass sie in ihren Fahrzeugen festsitzen!“
In Düsseldorf ist es oft sehr windig und bei diesen Bedingungen können E-Bikes ihre Stärken voll ausspielen. „Gestern war der Wind so stark, dass ich fast eine Stunde zur Arbeit brauchte. Die Fahrt war ziemlich anstrengend“, erzählt Adrian und wir sind alle dankbar, heute mit E-Bikes unterwegs zu sein. So wie der Rhein durch die Stadtmitte fließt, ergeben sich große Lücken zwischen den Gebäuden, durch die der Wind pfeift. „Der Wind kann hier ganz schön stark werden. Freunde von mir sind Architekten und von ihnen weiß ich, dass aufgrund der Architektur mancher neuer Gebäude in der Stadt eine Art Windtunnel entstanden ist, was natürlich niemand wollte.“
Adrian arbeitet im Skatepark Eller. „Der Skatepark Eller zählt zu den größten Skateparks in Deutschland – bei uns liegt der Schwerpunkt auf Sozialarbeit, wir versuchen den Kids zu helfen. Natürlich geht es auch um das Fahren, wobei es Leute in der BMX-Szene gibt, die uns nicht besonders cool finden. Aber die Kids und ihre Eltern sind von unserer Arbeit begeistert! Es macht mich glücklich zu sehen, dass andere Kids den gleichen Weg einschlagen wie ich und sich toll weiterentwickeln.”
Nur ein paar Kilometer von der Stadtmitte entfernt öffnet sich der Blick auf die weite Landschaft, die Düsseldorf umgibt. Hier kann man mit dem Rad endlos lange durch die grünen Flussauen fahren oder den malerischen Grafenberger Wald erkunden. Eine Menge gut ausgeschilderter Radwege lädt zu langen Touren ein und bildet das perfekte Gegengewicht zum urbanen Herz von Düsseldorf. Auf den Strecken am Rhein entlang tummeln sich viele Rennradfahrer, Familien mit kleinen Kindern und auch ältere Menschen auf ihren City-Bikes.
Für Adrian spielt das Gemeinschaftsgefühl beim Radfahren eine große Rolle. „Ich würde mir wünschen, dass mehr Leute entdeckten, wie viel Spaß das Radfahren macht“, meint Adrian. Dem können wir nur zustimmen.
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