Barcelona ist eine von Licht durchflutete, friedliche Stadt, mit vielen Grünflächen. Sie ist wie geschaffen für Radfahrer und dafür, das Leben zu genießen. Und sie bietet für jeden etwas: erstaunlich ruhige Ecken ebenso wie pulsierendes Großstadtleben in einer der am dichtesten besiedelten Städte Europas.
In der Hauptstadt Kataloniens besitzt das Radfahren einen hohen Stellenwert für die Lebensqualität. So startete die Stadt im Jahr 2015 mit „Radstrategie für Barcelona“ eine Kampagne, um mehr Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad als primäres Fortbewegungsmittel in der Stadt zu bewegen. Einwohner und Stadtverwaltung arbeiten Hand in Hand, um mehr Raum für Fahrräder zu schaffen und sicheres, entspanntes Radfahren in ruhigen Zonen mit wenig Verkehr zu ermöglichen. Dieser gemeinsamen Anstrengung ist es zu verdanken, dass Barcelona so ein gesundes Umfeld bietet und für Besucher äußerst attraktiv ist.
Liv Montuori lebt schon seit fast 5 Jahren in Barcelona. Als Leiterin von Livablestudio.com arbeitet sie mit Unternehmen zusammen, um nachhaltige Verfahren für Mode und Bekleidung zu entwickeln. Schon immer gerne mit dem Rad in der Stadt unterwegs, verrät uns Liv, was sie von Barcelona als Fahrradstadt hält – und sie gibt uns exklusive Tipps, wie man das Leben in der Stadt in vollen Zügen genießen kann.
Barcelona – Eine sehr grüne Stadt
„Ich habe schon in vier verschiedenen Ländern gelebt und mein Rad war immer mit dabei. In der Alltagshektik neigen wir dazu, unsere Verbindung zur Natur zu verlieren. Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, fühle ich die inspirierende und pulsierende Atmosphäre der Stadt und bin trotzdem eng mit der Natur verbunden.
In Barcelona entsteht die Stadt um die Menschen herum und Gebäude werden von den Architekten so geplant und gebaut, dass die Straßen dazwischen von der Sonne hell erleuchtet werden. Überall gibt es Radwege, Spielplätze für Kinder und ruhige Orte, wo man sich im Schatten ausruhen kann. Habe ich ein Meeting auf der anderen Seite der Stadt, nehme ich einfach das Rad, weil ich weiß, dass der Weg dorthin sicher ist und ich die Fahrt genießen kann.“
Die Altstadt von Barcelona ist ein Gewirr aus engen Straßen und Gassen. Darum herum ist die Stadt eher in einem Raster angelegt. Auf Basis dieses Systems mit Häuserblöcken entstand ein Superblock, der neun Häuserblöcke mit verkehrsberuhigten Nachbarschaften umfasst. So bleibt viel Raum für Begegnungen, wo Menschen spazieren gehen, mit dem Rad fahren und spielen können.
Nicht alle Städte, in denen Liv gelebt hat, waren so fahrradfreundlich: „Ich habe auch in London und in Nürnberg gelebt. In Nürnberg war es für mich sehr frustrierend, dass ich nicht mit dem Rad ins Büro fahren konnte. Man kam nur mit dem Auto oder dem Bus aus der Stadt heraus. Natürlich gab es schöne Radtouren, die ich am Wochenende machen konnte, aber das Radfahren ließ sich nicht in meinen Alltag integrieren.“
Während der Pandemie führte Barcelona spezielle Radspuren ein und konnte damit sein Versprechen, die Stadt deutlich fahrradfreundlicher zu machen, schneller umsetzen. In unserer Umfrage 2022 State of the Nation zur Nutzung von E-Bikes gaben 51 % der Menschen im Nordosten von Spanien an, dass sich die Radinfrastruktur im Laufe des letzten Jahres verbessert habe.
Welche Orte du in Barcelona mit dem Rad erkunden solltest
Liv hat viele Lieblingsplätze in der Stadt, die sie gerne mit dem Rad aufsucht, beispielsweise den Nationalpark Serra de Collserola um die Stadt herum. „Mit meinem Rad bin ich kreuz und quer in der Stadt unterwegs, aber wenn mich das Meer ruft, ist es auch dahin nicht weit und ich kann dort die Ruhe genießen. In Barcelona hast du das Meer und die Radspur, da gibt es keinen störenden Verkehr.“
„Ich liebe den Blick von Collserola aus. Dort oben bist du von Bäumen umgeben, während sich die Stadt und das Meer unter dir ausbreiten. Zwischen den Weinbergen findest du Bodegas, wo du zu Mittag essen kannst. Nach Collserola ist es nicht weit, aber es geht ständig bergauf. Ich fahre immer mit meinem E-Bike hinauf, aber es gibt auch eine Seilbahn, die dich auf den Gipfel bringt. Für mich ist es ein unglaubliches Privileg, in einer pulsierenden Stadt zu leben und trotzdem mit dem Rad mitten in der Natur unterwegs sein zu können.“
„Zu meinen Lieblingsorten zählt auch Gracia – eigentlich eine eigene Stadt innerhalb der Stadt. Dieser ruhige Vorort besteht größtenteils aus einer Fußgängerzone, die so wirkt, als wäre sie aus der Zeit gefallen. Es gibt dort jede Menge kleine Läden und Geschäfte in Familienbesitz, lokale Hersteller und Obst und Gemüse aus der Region, das nicht in Plastik verpackt ist. Mir ist es wichtig, solche Unternehmen zu unterstützen, die meine Werte teilen. So weiß ich, woher mein Essen kommt und ich lerne die Menschen kennen, die es hergestellt haben – und außerdem schmeckt es unglaublich gut!“
Die Zukunft des Radfahrens in Barcelona
Natürlich ist Barcelona nicht perfekt und es gibt das eine oder andere, das sich verbessern ließe, um das Radfahren in der Stadt noch entspannter und einfacher zu machen. In den People for Bikes City Ratings landet Barcelona unter 1.236 Städten weltweit auf dem 19. Platz und im Vergleich mit 143 Großstädten auf dem 11. Rang.
Liv hätte auch gleich ein paar Vorschläge: „Barcelona ist schon unglaublich fahrradfreundlich, aber ein großes Problem ist die Angst vor einem Fahrraddiebstahl. Wenn du abends Essen gehen oder dich mit Freunden treffen möchtest, kann das schwierig werden. Zwar arbeitet die Stadt daran, mehr sichere Abstellplätze für Fahrräder zu schaffen, aber das ist noch ein langer Weg.“
Ein weiterer Bereich, der sich optimieren ließe, ist die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. „Was mir in Barcelona noch fehlt – und das gilt für die meisten Städte in Europa – ist die Möglichkeit, mein Rad im Bus mitnehmen zu können. Mit dem Zug oder der Metro klappt das ziemlich gut. Aber wenn man sein Rad auch im Bus mitnehmen könnte, würde es das vielen Menschen erleichtern, längere Touren mit dem Rad zu unternehmen.“
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